So, nun zu Euren "Liebenswerten Macken". Insgesamt kamen 93 Macken zusammen, nur wenige haben sich wiederholt. Da ich Janina eine tolle Grafik versprochen habe, konnte ich es nicht lassen und habe die Macken in Kategorien eingeteilt, nach ihrer Häufigkeit sortiert und in ein Balkendiagramm gepackt. Schick, ne?
Zeigt
her eure Macken!
Insgesamt sind es zehn Kategorien geworden, die ich Euch jetzt noch etwas aufdröseln möchte.
Als erstes fällt auf, dass viele Macken in die klassische Kategorie der Ticks fallen. Zu
ihnen gehören Steine sammeln, Pflaster überall hinkleben, zwanghaftes
Handtücher vom Haken nehmen, Schubladen öffnen und schließen oder auch Lampen
an- und ausschalten. Interessant auch, dass diese Macken denen des ältesten Kindes von Vierviertel, welches Asperger Audit hat, ähneln. Dieser bevorzugt "Aufkleber abknaupeln", "Alles zählen" und "Schrauben und Glitzerndes sammeln".
Auch
die Kleidung ist ein großes Thema
und beinhaltet Kleidungsliebhaber und Kleidungsphobiker. Während die meisten
Kinder sich ihre Socken und auch Schuhe mit Vorliebe bei jeder Gelegenheit von
den Füßen reißen, gab es ein Kind, das Schuhe und Socken gerne trug! Wer hätte
das gedacht. Auch Schuhticks, zwanghaftes Sachenwechseln mindestens einmal am Tag
oder auch die Phobie vor süßen Kleidchen gehören dazu.
Viele
Macken konzentrierten sich auf den eigenen Körper. Schließlich ist der immer greifbar und somit ein logisches
Objekt der Albernheiten. Das Popeln kennen wir sicherlich alle, auch Gegenstände
in den Mund, die Nase oder das Ohr stecken. Oder die Nase putzen. Das ist eine
feine Sache, solange man es ins Taschentuch macht. Aber wenn man stattdessen alle
anderen Gegenstände benutzt, nur kein Taschentuch, wird es zur Macke. Wenn wir
bei den Körperöffnungen bleiben, wäre noch das Pinkeln zu nennen. Julias
Paul neigt beispielsweise dazu regelmäßig auf dem Badezimmerteppich Wasser zu lassen.
Oder Dajanas
Fratz, der praktischerweise vor dem großen Geschäft auf Zehenspitzen läuft. So
weiß man immer, wann es losgeht und muss nur noch den Topf unterschieben.
Diesen Hinweis könnten doch alle Kinder bei sich eingebaut haben, das würde uns
die Windel-Töpfchen-Übergangsphase deutlich erleichtern! Aber damit hört es bei
den Körpermacken noch nicht auf. Ein Kind hat Phobie vorm Haareschneiden, das
nächste legt sich gerne Sachen auf den Kopf. Na, das kann man doch miteinander
verbinden: schließlich müssen die ungepflegten Haare ja verdeckt werden!
Um
beim Körper zu bleiben: vier Kinder zeigten Macken, die im weitesten Sinne
etwas mit Bewegung zu tun hatten:
Tanzen bei jeder Gelegenheit, im Kreis drehen, Katzenjagen oder nachts
stundenlang gegen das Bett treten. Es ist ja schön, wenn sich die Kleinen
austoben. Aber nachts im Bett? Ui diese Macke wünsche ich keinen Eltern.
Hinter
der Kategorie Soziales verstecken
sich Macken wie Spielzeug zudecken, auf die Nase des Gegenüber tippen, laut
herum grölen, wenn Muttern telefoniert oder - das finde ich das Beste - die
Hand der Person, die das Kind ins Bett bringt, in den Mund stecken. Da muss man
schauen, dass man die Hand am Ende auch wieder herausbekommt, wenn das Kindlein
eingeschlafen ist! Aber so ein bisschen Adrenalin am Abend kann ja nicht
schaden.
Das
gute alte Spielzeug ist ebenfalls
als Auslöser von Macken nicht zu verachten. Sei es jetzt die Vernarrtheit in
Autos oder Bälle, das Malen mit Nicht-Stiften oder das Wasserplanschen. Kinder
lieben Ihr Spielzeug. Aber auch andere Gegenstände, die eigentlich nicht als
Spielzeug gedacht sind, werden vergöttert. Die
große Liebe fanden die Kleinsten auch im Staubsauger, in der Farbe Rot, in
Katzen und Bienen oder auch in der Feuerwehr.
Und
was machen die Kinder noch so, wenn sie nicht gerade ihren Körper erkunden,
spielen oder in der Gegend herumflitzen? Genau: Essen. Da werden Gummibärchen im Ganzen verschluckt, Essen partout
nicht geteilt oder die anderen Kinder gefüttert, sogar soweit, dass hinter
ihnen auf dem Spielplatz mit dem Brötchen hinterhergerannt wird, um es ihnen an
den Mund zu halten. Der MUSS doch Hunger haben! Besonders gut gefallen hat mir
auch die Mutter als Essensvorkoster von JEDEM Essen oder die Abneigung Rotes zu
essen. Schon seltsam, sonst fahren die Kinder doch gerade auf diese Farbe ab.
Sehr gesund ist auch die Vorliebe von Dajanas Kind, welches wirklich NUR Wasser
trinkt, nichts anderes. Na das wird sich spätestens in 14 Jahren ändern!
Fehlen
noch zwei Kategorien: Sprechen und
Neugier. Unsere Lieblinge geben die lustigsten Laute von sich. Da kommentiert Annes
Kind Mode jeder Art mit „eh“, da sind „tä“-Rufe aus dem Kinderbett noch
vor dem eigentlichen Aufwachen zu vernehmen oder es wird wild drauf los
gelabert oder alles mit „da“ kommentiert. Und wenn sie nicht gerade labern ohne
Ende, dann gucken sie in der Weltgeschichte herum, denn neugierig sind die kleinen Bälger auch noch, gucken aus den
Fenstern oder haben generell einen großen Entdeckerdrang.
Sind Macken liebenswert?
Diese
Frage stellte sich Janina von Herzmutter, die in den Macken ihres Kindes
erstmal so gar nichts Positives sehen konnte. Am Ende interpretierte sie die „geht
gerade noch so-Macken“ als „liebenswert“. Zum Glück, sonst hätte sie ja nicht
mitmachen können. Doch wenn ich mir die gesammelten Macken so anschaue, sind da
wirklich ein paar dabei, die ich wahrscheinlich nicht unbedingt liebenswert
finden würde, wenn das mein Kind zeigen würde. Dazu gehören zum Beispiel das in
der Gegend herumgepinkle, die Haarschneidephobie, das nächstliche Bettgetrete, das Toilettenpapier
zerpflücken oder das Malen mit Stiften, die keine sind. Und warum? Weil diese
Macken Schlaf und Nerven rauben oder einfach eine Heidenarbeit verursachen. Wer räumt die Sauerei am Ende
wieder weg? Die ganzen Papierschnipsel vom Boden lesen oder den Boden wischen.
Oh Moment: bei der ganzen Pinkelei sind Toilettenpapierschnipsel auf dem
Fußboden ja gar nicht so verkehrt. ;-)
Aber viele genannte Macken sind wirklich
liebenswert, zum Beispiel das Sachen auf den Kopf legen, das Schmusehasen ins Ohr stecken, oder das „da“-Gerufe. Auch
würde ich gerne mal das Zehenspitzenlaufen vor dem großen Geschäft live
mitbeobachten. Ich würd` mich sicherlich schlapplachen.
Aber
in jedem Fall habt Ihr gezeigt, dass jedes Kind ein Individuum ist. Jedes Kind
zeigt schon früh, was es will und was nicht. Es ist interessiert an sich,
seinem Körper, seiner Umgebung, seinen Spielsachen. Es versucht die Welt zu
entdecken mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Es wächst eine kleine
Persönlichkeit heran, die eben weil sie so besonders und individuell ist, auch
so liebenswert ist. Und mal im Ernst: wäre es nicht furchtbar langweilig, wenn
alle Babys und Kinder nur „08/15“ wären?!
Ich
bedanke mich für Eure Teilnahme. Bis zum nächsten Mal ;-)
Eure
Wiebke