Von Gartenbesuch, wilden Autofahren und schlechtem Timing



Wir waren im Garten. Und erst einmal zu Erklärung: dieser Garten liegt nicht direkt an unserem 200 qm Haus mit Pool und Dreifachgarage. Es ist ein Schrebergarten. Zugegeben ein recht großer (das ist ja auch das Problem!), aber irgendwie schon spießig, oder? Wir hatten ihn uns letztes Jahr gekauft, damit unser Wirbelwind dort schön spielen kann. In einer Stadtwohnung ist es ja nicht so optimal. 

Das Problem bisher war nur, dass man mit einem einjährigen Kind (zumindest war es bei uns so) einfach zu NICHTS im Garten kommt. Denn es will ständig beschäftigt werden. Man muss es auf die Rutsche hiefen, auf die Schaukel setzten und zwei Minuten wieder herausnehmen. Man muss sie davon abhalten keine Steine oder Blätter zu essen usw. Irgendwie war immer mindestens eine Person nur mit Kindbehüten beschäftigt. Dementsprechend verwahrlost war der Garten im letzten Jahr. 

Wir gelobten Besserung und sind jetzt regelmäßiger dort (von meinem Muskelkater will ich mal nichts erzählen!). Und seit diesem Frühjahr hat sich bei ihr irgendwie ein Schalter umgelegt, was auch damit zusammenhängt, dass sie nun vieles selber kann: sie klettert alleine die Rutsche rauf, sie spielt „Backe backe Kuchen im Sandkasten“, sie pustet Seifenblasen, sie mäht Rasen, sie klettert alleine auf die Schaukel. Nur anstupsen muss ich sie noch. 
Und es könnte ein sehr entspannter Tag werden, wenn sie mir nicht immer helfen wollen würde. Ich gieße Blumen? „Helfen!“ Also Wasser in die Gießkanne, damit sie eine Schlammschlacht auf der Wiese veranstalten kann. Ich schneide die Hecke zum Nachbarn kurz? Schon taucht sie auch mit einer Gartenschere auf. Wo hat sie die denn her? Hier durfte sie mal nicht helfen. Oder meinen sorgsam zurechtgelegten Haufen Grünzeug (wie heißt das fachmännische Wort dafür doch gleich?) wollte sie auch „entsorgen“. Und so trug sie mir die Grasbüschel netterweise durch die Gegend und verteilte sie bei der Gelegenheit gleich noch beim Nachbarn. Da die sowieso  nicht gut auf uns zu sprechen sind, weil unsere Pusteblumen immer zu ihnen rüber wehen und unsere Sträucher auf ihre Seite wuchern, musste ich das also auch pflichtbewusst wieder zusammenkehren.


Nach zwei Stunden Power-Rupfing war ich geschafft und Wirbelwind ebenso. Außerdem wurde es echt heiß, uns so machten wir uns auf den Weg zum Auto. Unterwegs begegneten uns andere „Gartenfreunde“, die uns verkündeten, dass es morgen noch heißer werden würde und es - mit Blick auf die Kleine - „Planschbecken-Wetter“ wäre. Ich horchte kurz in mich hinein, fühlte meinen Rücken ächzen und antwortete leicht panisch: „Morgen werden wir wohl nicht herkommen“. 

Als wir dann 10 Meter im Auto zurückgelegt hatten, wurde es im hinteren Bereich erstaunlich ruhig. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte, dass Wirbelwind bereits Löcher in die Luft starrte. Oh nein, sie war müde! Wir wollten doch zu Hause wohlgesittet Mittagessen und anschließend zivilisiert in ihrem Bettchen schlafen. Doch bis dahin waren es noch 15 Minuten Autofahrt. Also musste das Mama-Bespaßungsprogramm starten, obwohl ich mich gerne einfach selber dazugelegt hätte.


Kurz vor dem Ziel schaute ich auf unseren Wirbelwind und die Augen waren gerade noch auf, der Mund aber bereits leicht geöffnet. Euphorisch rief ich ihr entgegen, dass wir gleich da sind und erhielt nur ein kurzes „hm“. Ich setzte zum Einparken an, schaute nochmal nach hinten und genau in diesem Moment schlossen sich die Augen. Das nenn ich Timing!

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