Land unter - naja fast, zum Glück gibt es Abflüsse...



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Ich liege im Grünen, die Hände im Nacken, die Beine weit von mir gestreckt. Das Gras kitzelt an meinen Waden und ein laues Lüftchen weht mir um die Nase. Hinter mir befindet sich ein Wasserfall, er plätschert lustig vor sich hin, und plätschert, und plätschert, und plätschert. 

Plötzlich bin ich wieder in der Realität angekommen. Ich liege im Bett, nicht auf der Wiese und einen Wasserfall gibt es auch nicht. Aber wo kommt dann das Plätschern her?

„Aus dem Bad!“, kommt es mir schlagartig in den Sinn und ich schrecke hoch. Dort angekommen bot sich mir ein inzwischen sehr bekanntes Bild: Wirbelwind steht auf ihrem Badhocker, auf Zehenspitzen. Sie hat einen Becher in der Hand und hält ihn unter den Wasserhahn. Dann wird das Wasser weit aufgedreht, ganz „laut“, wie sie es sagt. Bis der Becher überquillt und noch viel weiter. Dann sprudelt sie in den Becher hinein, nimmt einen Schluck und versucht die Tröpfchen, die sie nicht verschluckt hat aus ihrem Mund in das Waschbecken zu befördern. „Aus-pucken“ ruft sie fröhlich und sieht mich lachend an. So viel gute Laune am Morgen tut mir nicht gut. Ich gehe mürrisch zu ihr, drehe den Wasserhahn, der schon wieder von ihr geöffnet wurde, zu und murmele etwas von „nicht so viel Wasser verbrauchen, das ist Wasserverschwendung.“ 

Sie lässt überaschenderweise ohne zu meckern ab und widmet sich dem nächsten Wasserspielzeug: der Toilette, auch liebevoll „Lette“ genannt. Der Hocker wird gekonnt mit zwei Fingern vom Waschbecken zum WC manövriert, der Toilettenaufsatz auf die Klobrille gelegt, natürlich verkehrt herum, da ist sie konsequent. Die Hose hat sie eh nicht mehr an, was darauf hindeutet, dass dies nicht der erste Toilettengang ist. Also nichts wie rauf und los geht der Wasserschwall. „Horch“. Ich horche, aber mehr als drei Tropfen höre ich nicht. Sie ruft „fertig“ und klettert wieder hinunter. Dann reißt sie drei Stück Klopapier ab, hält sie an ihren Po und wirft es schließlich routiniert in das Becken. Sie klemmt sich hinter die Toilette, betätigt den Drücker der Spülung, wartet zwei Sekunden und drückt ihn wieder zurück. Schließlich muss man ja Wasser sparen, sagt die Mama zumindest immer. Braves Kind. Nur das mit dem Wassersparen ist irgendwie nicht so effektiv, wenn die ganze Prozedur ab "Badhocker vor das WC stellen" alle fünf Minuten wiederholt wird. Denn kaum hat sie das Bad verlassen, ruft sie „pullern“ und rennt wieder zurück. Ich freue mich ja über ihren offenen und begeisterten Umgang mit der Toilette, aber die Wasserrechnung für dieses Jahr möchte ich nicht sehen. 

„Nicht sehen“ ist das Stichwort. Ich gehe zurück ins Schlafzimmer und lege mich wieder hin. Ich schließe die Augen und Träume von den Niagarafällen. 

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