Wenn sich eine Tür schließt...

Ich gehe den menschenleeren Gang entlang. Alle Räume sind verschlossen, die Türen zu, als wollen sie sagen "hier kommst Du nicht mehr rein". Sie wirken so grau wie noch nie. Ich habe einen Kloß im Hals. Nie hätte ich gedacht, dass mir der Abschied so schwer fallen würde. Dabei war es meine freie Entscheidung, die ich noch vor der Schwangerschaft getroffen hatte (siehe hier). Ich wollte aufbrechen, etwas Neues wagen und endlich mit der Vergangenheit abschließen. Das tue ich jetzt. Und ich bin froh. Ich bin froh darüber, endlich einen Schlussstrich ziehen zu können und nicht in meiner Elternzeit mit den Gedanken belastet zu werden, wie es sein wird, zurück auf Arbeit. Ich bin frei. 

Dennoch ist es ein beklemmendes Gefühl. 6 Jahre sind eine lange Zeit. 6 Jahre lang bin ich beinahe täglich genau diesen Flur entlang gelaufen, den ich nun ein letztes Mal offiziell als Mitarbeiterin entlanggehe. Nie war es hier so leer. Sicherlich werde ich wiederkommen, um Kollegen zu besuchen, doch dann als Gast. Ein merkwürdiges Gefühl. 
Es ist eben schwer loszulassen. Ich habe mich schon immer schwer mit Veränderungen getan. Auch auf einem toten Pferd blieb ich gerne sitzen, was bei Tom Diesbrock nur Kopfschütteln verursachen würde. Doch jetzt habe ich es gewagt. 
Dass mir die Schwangerschaft dazwischenkommen würde, hatte ich nicht zu träumen gewagt. Ein Grund mehr endlich eine Veränderung herbeizuführen, aber auch ein Grund mehr auf Sicherheit zu gehen. Letzteres tue ich nun nicht. Ich verabschiede mich in die Arbeitslosigkeit. Denn so hochschwanger will mich ja niemand mehr. Arbeitslos, wie das klingt. Dabei bin ich das doch gar nicht. Ich habe genug zu tun. Ein Vollzeitjob als Mutter, das Bloggen (vielleicht nun mit etwas mehr Zeit dafür). Endlich kann ich einmal den Wäschekorb soweit abarbeiten, dass ich den Boden sehe. Ich kann die Wohnung putzen, und zwar mal richtig, nicht so wischiwaschi, wie es sonst nur mit zwei arbeitenden Elternteilen möglich ist. Ich kann mich auf die bevorstehende Geburt vorbereiten, Unterlagen sortieren, fehlende Dokumente für das Arbeitsamt nachreichen (damit sollte ich vielleicht anfangen) und vielleicht auch noch ein wenig Zeit für mich finden. Zeit, die ich in den vergangenen Jahren viel zu wenig hatte, und bald auch wieder nicht haben werde. Arbeitslos bin ich nur auf dem Papier. Dennoch ein komisches Gefühl.
Aber bald schon werde ich mich einer neuen Aufgabe zuwenden, der Aufgabe einer zweifachen Mama. Und ich bin sicher ich werde das meistern, gestärkt daraus hervorgehen, in eine rosige Zukunft, voller erfüllter Träume, viel Hoffnung und wenig Schmerz. Bestimmt.

Eure Wiebke

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