Die perfekte Geburt. Oder: wenn die Hebamme zum Abschied sagt: "Es hat Spaß gemacht!"

Nun habe ich sie hinter mir, die zweite Geburt. In einem früheren Beitrag habe ich schon erwähnt, dass ich das zweite Kind ambulant im Krankenhaus entbinden möchte. Und genau so ist es auch geschehen. Es war eine schnelle und komplikationslose Geburt, soviel vorneweg. Mit dieser Erfahrung blicke ich nun auch ganz anders auf Wirbelwinds Geburt, gerade auch deshalb, weil es mir im Nachhinein so viel besser geht, als damals (von der jetzigen Wochenbettdepression, die mich leider ereilt hat, mal abgesehen). Aber von Vorne...


Ich habe für Euch einmal versucht den Ablauf niederzuschreiben. Die Zeiten sind gerundet, aber in etwa so dürfte es passiert sein.


3.30 Uhr

Ich werde wach von einem recht harten Bauch. Das wäre nicht das erste Mal. Ein Toilettengang soll das Gefühl beseitigen. Doch das tut es nicht. Ich lege mich wieder hin und horche in mich hinein. Neben dem harten Bauch habe ich auch ein leichtes Ziehen im Kreuzbein, ca. alle 5 bis 6 Minuten. Jedoch ist das Ziehen sehr kurz (keine halbe Minute), weshalb ich es nicht als Wehen interpretiere. 

3.45 Uhr

Gerade als ich den werdenden Vater wecken will, um ihm davon zu erzählen, höre ich Wirbelwind durch das Babyfon rufen. Sie ist wach geworden (Vorahnung, oder hat sie mich gehört?) und will zu uns ins Bett. 

4.00 Uhr

Als ich denke Wirbelwind ist eingeschlafen, wecke ich den Papa, um ihm von meinen vermuteten Wehen zu berichten. "Kann sein, dass es jetzt losgeht!", sagte ich. Wirbelwind horchte sofort auf und fragte: "Wohin?" Ich erkläre ihr, dass heute vielleicht das Baby kommt. Papa springt sofort auf und will umgehend ins Krankenhaus. Ich bleibe mit Wirbelwind liegen und sage, dass ich noch prüfen möchte, ob das regelmäßige Wehen sind. 

4.30 Uhr

Sicher bin ich mir immer noch nicht, doch ich beschließe aufzustehen, um mit dem Papa ins Krankenhaus zu fahren. Dabei wird Wirbelwind wieder wach. Ich frage sie, ob sie mit ins Krankenhaus möchte, oder ob eine Freundin auf sie aufpassen soll. Die Freundin soll aufpassen. 

4.50 Uhr

Ich rufe die Freundin an, und erkläre ihr, dass ich denke es würde losgehen. Sie meint erstaunt, dass ich mich gar nicht so anhöre.
Der Papa ruft derweil seine Eltern an, damit diese sich auf den Weg machen, die Freundin dann abzulösen. Sie wohnen eine Autostunde entfernt.

5.20 Uhr

Die Freundin ist da und wir fahren los. 

5.40 Uhr

Wir erreichen das Krankenhaus, geben an der Information kurz Bescheid, dass wir nur mal schnell zum Kreißsaal wollen. Uns wird noch viel Glück gewünscht und wir laufen den langen Gang entlang.

5.45 Uhr

Wir klingeln am Kreißsaal. Ich begrüße die Hebamme mit den Worten: "Ich glaube ich habe Wehen." (Ich war mir wirklich immernoch nicht sicher!). Wir werden sofort zum CTG geschickt. Das zeichnet die zweite Wehe nach 5 Minuten, die dritte nach 2 Minuten auf. 

6.00 Uhr

Ich verkünde, dass ich mal auf die Toilette muss und werde dort hin begleitet. Dort erübrigt sich dann der sonst übliche Einlauf. 

6.10 Uhr

Die Wehen werden deutlich stärker. Die Hebamme tastet meinen Muttermund ab. Er ist drei Zentrimeter geöffnet. Jetzt glaub ich es doch. Die Hebamme auch. Sie gibt mir ein Hemd und lässt den Papa die Tasche zu meinem persönlichen Geburtsraum tragen. 
Die Hebamme sieht, dass ich mich lieber bewegen möchte, als im Bett zu liegen und gibt mir ein Funk-CTG, das zunächst jedoch überhaupt keine Herztöne aufzeichnet. Daher lege ich mich für 10 Minuten ins Bett. Das CTG ist super. 

6.30 Uhr

Inzwischen stehe ich wieder. Die Hebamme klärt noch Daten ab, während ich eine Wehe nach der anderen vertöne. Ich frage, ob es hier in dem Raum kein Seil gäbe. Sie verneint. Wir führen eine kurze Diskussion zu Geburtsmethoden und einigen uns darauf, dass wir in erster Linie nur wollen, dass der Damm heil bleibt. In der Seitenlage im Bett könne sie meinen Damm so bearbeiten, dass sie dies schaffen kann (wird in meinem Schwangerschaftsbuch als "Dammschutz" bezeichnet). Ich vertraue ihr.

6.45 Uhr

Meine Wehen kommen nun sehr dicht nacheinander. Ich verkünde, dass ich einmal auf die Toilette muss. Dort angekommen und um ein paar Tropfen erleichtert werden die Wehen plötzlich so heftig, dass ich laut losschreien muss. Die Hebamme sagt zum Papa: "Die müssen wir schleunigst von der Toilette wegkriegen". 

6.50 Uhr

Sie holen mich ins Bett, wo ich sofort Presswehen verspüre. Ich frage verwundert, ob ich drücken darf, die Hebamme bejaht. Ich presse. Zwischendurch soll ich die Presswehen veratmen, damit sie meinen Damm stimulieren kann, auch als bereits das Köpfchen herausguckt. Noch zweimal pressen und das Baby ist da. Der Damm ist heil.
Jetzt erst merke ich, dass eine zweite Person hinzugekommen ist. Es ist die Ärztin, die noch schnell notwendige Utensilien brachte, die die Hebamme nicht mehr vorbereiten konnte. Mehr brauchte sie nicht zu tun.
Fünf Minuten später kommt die Plazenta heraus. Der Blutverlust ist gering. Das Baby ist wohlauf. Ein Mädchen mit runden 50 cm Länge und einem Gewicht von 3400 g wird auf meine Brust gelegt.

Nach der Geburt

Die nächsten zwei Stunden dürfen wir in Ruhe mit dem neuen Erdenbürger kuscheln und es begutachten. Einige Parallelen zu Wirbelwind sehe ich sofort: der Mund ist der Gleiche, die Haare und Augen ähnlich. Doch ich entdecke eben auch so viel Neues. Ein neues Wesen liegt erschöpft und irritiert auf mir. Sie ist deutlich unruhiger als Wirbelwind, vielleicht auch deshalb, weil Wirbelwinds Geburt kraftraubender war. 

Uns wird das Frühstück serviert. In der Zeit wird das Baby von der Hebamme vermessen. Da es sich einmal ordentlich auf mir entleert hat, wird sie zudem kurz gebadet.
Meinem Kreislauf geht es gut. Ich kann aufstehen und auf die Toilette gehen. Bei Wirbelwind brach ich auf halbem Wege ein, weil mir Schwarz vor Augen wurde.
Ich ziehe mich an und wir warten auf den Kinderarzt, der die U1 abnimmt. Es scheint viel los zu sein, im Krankenhaus. 1 1/2 Stunden später kommt er dann doch, so dass wir etwas später als erhofft knapp 5 Stunden nach der Geburt das Krankenhaus verlassen dürfen. Ich verabschiede mich von der Hebamme und danke ihr. Sie entgegnet: "Es hat Spaß gemacht" und enteilt zur nächsten werdenden Mama. 

Das Baby soll wegen der himmlisch leichten Geburt hier auf den Namen "Wölkchen" getauft werden. ;-)

Und Wirbelwind? Sie hatte bis 7:30 Uhr geschlafen, ist dann zu meiner Freundin ins Wohnzimmer getappt und hat sofort erklärt, dass ich im Krankenhaus bin, weil das Baby kommt. Das war das Gute, dass wir uns ein paar Stunden zuvor persönlich von ihr verabschieden konnten. Sie haben dann noch etwas gepuzzelt und geknetet und später ging es dann mit den Großeltern auf dem Spielplatz. Zum Mittagessen waren wir dann wieder vereint. Perfekt.

So sieht es nun aus...

Der Alltag hat uns eingeholt. Wirbelwind ist begeistert von ihrer Schwester und möchte am liebsten die ganze Zeit bei ihr sein. Dies ist auf Grund ihrer Sprunghaftigkeit und Lautstärke nicht immer einfach. Der Papa gibt sein Bestes, um sie außerhalb der Wohnung zu beschäftigen. Leider sind wir alle erkältet, die Erkältung bahnte sich bereits vor der Geburt an und lässt jetzt die ganze Familie (außer Wölkchen) schniefen. Das macht es leider nicht leichter. 
Zu mir: In der ersten Nacht hatte ich recht unangenehme Nachwehen, wenn ich Wölkchen angelegt habe. Ich kann mich nicht erinnern, dass das bei Wirbelwind auch so war. Die Milch kam nach zwei Tagen, was mich sehr gefreut hat, doch mit ihr leider auch die Wochenbettdepression, wie es so schön heißt. Heute Mittag habe ich erst einmal am Esstisch losgeheult. Wirbelwind saß teilnahmslos daneben und aß weiter. Die Empathie ist eine Wucht. Aber das wird schon werden (Wochenbettdepression UND Empathie).  ;-)  
Meine "Innereien" sind fast wieder an Ort und Stelle, der Wochenfluss gering. Ich fühle mich fit, auch dank fehlender Narbe. Bei Wirbelwind hatte ich auch noch drei Wochen später Probleme länger zu laufen.
Zum Baby: Wölkchen ist etwas Gelb geworden. Ob das der Grund ist, dass sie manchmal recht wenig trinkt? Immerhin ist der Abwärtstrend bei ihrem Gewicht inzwischen gestoppt und wir halten 3190 g. Ab morgen muss sie zulegen, damit sie in 10 Tagen ihr Geburtsgewicht erreicht. Ach und die Nabelschnur hat sich heute Morgen bereits gelöst. Und ich dachte Wirbelwind war mit fünf Tagen schnell.

Mehr dann später. Ich muss mal wieder zum Baby.

Eure verrotzte, bespuckte Wiebke

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