Wölkchen wächst - der dritte Wachstumsschub

Wölkchen ist seit gestern 12 Wochen alt. Und genau jetzt soll laut Rijt und Plooij ("Oje, ich wachse") der dritte Wachstumsschub stattfinden bzw. zu Ende gehen. Was denn, schon wieder ein Schub? Der letzte war doch gerade erst geschafft! Ist schon verrückt, wie schnell sich die Knirpse entwickelt, was sie für fundamentale Erkenntnisse in den wenigen Wochen gewinnen. Kein Wunder also, wenn mal wieder für ein paar Tage die Welt Kopf steht. 
Daher möchte ich heute einmal zurückblicken und festhalten, was sich denn bei diesem dritten Schub so tut und wie Wölkchen dabei reagiert hat.

Was passiert um die 12. Woche?

Der dritte mentale Entwicklungssprung bewirkt, dass das Baby fließende Übergänge wahrnehmen kann. So so, fließende Übergänge. Heißt das, dass ich vor Wölkchen jetzt bloß den Wasserhahn aufdrehen muss, und es ist eine Weile mit Zugucken beschäftigt :-P  Ne im Ernst. Mit fließenden Übergängen ist gemeint, dass Babys Abläufe besser verstehen können. Sie lernen, dass auf ein A auch ein B folgt. Wenn die Mama beispielsweise das Stillkissen schüttelt, gibt es gleich Milch. Oder wenn die Mama das Nachlicht anschaltet, ist Schlafenszeit. Das Einführen von Ritualen ist daher ab nun sinnvoll.
Auch die Bewegungen werden runder und weniger abgehackt, der Kopf wird besser kontrolliert. Wird auch höchste Zeit. Bislang stößt sich Wölkchen in regelmäßigen Abständen beim Herumtragen ihre Nase an meiner Schulter, weil sie wie ein Wackeldackel ohne Vorwarnung mit ihrem Köpfchen nach vorne klappt und gegen meine Knochen knallt. Autsch!
Seh- und Hörvermögen werden nochmals verbessert. Das heißt für mich: die Geräuschempfindlichkeit steigt. 
Und schließlich begreift das Baby, dass Mamas Brust zu Mama und nicht zu ihm gehört. Bislang dachte es, alles wäre Eins. 


Rijt und Plooij beschreiben in ihrem Buch unter anderem folgende Veränderungen am Endes des Wachstumsschubs:

Der Wachstumsschub bei Wölkchen

Wölkchen wurde pünktlich mit dem Beginn der 11. Woche wieder quengeliger. Insbesondere wenn sie trinken sollte, schrie sie los. Dies hielt drei Tage an. Und pünktlich dann zum Beginn der 12. Woche begann das Spiel von Vorne und steigerte sich am letzten Tag der 12. Woche zum Höhepunkt. Stillen konnte ich dann nicht mehr auf dem Spielplatz, sondern nur noch im ruhigen Schlafzimmer. Und selbst da wurde erst einmal minutenlang die Brust angebrüllt. Im Liegen von oben die Brust gebend klappte da noch am Besten (kleiner Tipp?!). Geschlafen wurde maximal 30 Minuten am Stück, was zu totaler Übermüdung führte und das Quengeln nochmals verschärfte. Und so endete der Tag in einem 10 minütigen Heulkrampf, in dem nichts mehr half. Auch beim Zubettbringen war sie deutlich unruhiger. Einschlafstillen gelang nicht so wirklich. Aber immerhin schlief sie dann nachts fast neun (!!!) Stunden am Stück, so erschöpft war sie vom Tag. Gestern war sie plötzlich das liebste Baby überhaupt, war 2 h brav wach und schlief dann kaum meckernd im Kinderwagen ein und hielt nochmals 2,5 Stündchen durch. Auch heute war sie für ihre Verhältnisse fast lethargisch. Verrückt!

Und, hat sich bei Wölkchen seitdem etwas verändert? Schon in der 10. Woche fuhr sie sich immerzu mit der Zunge über den Unterkiefer und zerkaute quasi ihre Hand. Nur gut, dass die ganze Faust nicht in den Mund passt. Aber versucht hat sie es dennoch. Es kann gut möglich sein, dass die Zähne bereits in den Kiefer einschießen. Bei Wirbelwind war das jedoch später und nicht mit so viel Geschrei verbunden. Ich glaube daher, dass ihre schlechte Laune nicht nur von den Zähnen herrührt, sondern auch Wachstumsschubsbedingt ist. Zumindest ist sie seitdem deutlich redseliger. Sie hat ihre Stimme entdeckt und prabbelt "grrrr", "ggggg", "a", "ch" und "au" um die Wette, während sie mich dabei anstrahlt, als berichte sie von einer sechsstöckigen Schokoladentorte. 
"Sag mal 'Mama'!" "Grrrrr" "Sag mal 'Mama'!" "Grrrrr" Mein Baby kann sprechen! Ach und nennt mich ab sofort "Grrrr"!
— WIEBKE (@VerflixteAlltag) 26. August 2015

Auch das Sprudeln bzw. Blasenproduzieren mit ihrer Spucke macht sie seit der 10. Woche. Ihre eigene Hand betrachtete sie ja bereits vor dem letzten Schub. Nun versucht sie auch ganz bewusst Gegenstände, die man an ihre Hand stuppst, zu greifen. Wenn man sie unter ein Spielbogen legt, schlägt sie mit der Hand gegen die baumelnden Gegenstände. 
Wölkchen hockt am Wickeltisch gerne die Beine an und hält sich am Unterschenkel fest. Die Füße hat sie allerdings bislang nur aus der Entfernung inspiziert, geschweige denn in den Mund genommen.
Neu ist seit dieser Zeit auch, dass Wölkchen mich erwartungsvoll anstrahlt, wenn ich sie auf den Wickeltisch lege. Ich habe dann mal selbst mein Verhalten reflektiert (ja, das kann ich ganz gut) und herausgefunden, dass ich vor Begeisterung nur so überschäume, wenn ich die Windel öffne, insbesondere wenn etwas "Größeres" drin ist. Wölkchen scheint den Zusammenhang zwischen Wickeltisch und "Ah, die Mama flippt gleich wieder vor Freude aus" herstellen zu können. Jetzt muss ich das natürlich IMMER machen, ich will mein Wölkchen ja nicht enttäuschen! 
Beim Stillen schaut sie ab und an mal hoch und lächelt mich an. Oder sie streichelt sich mit ihren kurzen Ärmchen über ihre spärlichen Haare. Zum Dahinschmelzen!  

Und wie war es damals bei Wirbelwind? Mit 12 Wochen konnte sie recht gut drauf sein, lachen und glucksen. Jedoch sobald ich sie an die Brust nehmen wollte, fing sie fürchterlich an zu weinen. Nach gefühlten 10 Minuten beruhigte sie sich soweit, dass sie dann doch noch etwas trank. Ich stelle also fest, dass Wirbelwind und Wölkchen ganz ähnlich in dieser Zeit reagieren. Schon interessant, wenn man bedenkt, dass andere Mütter die Schübe bei ihren Babys überhaupt nicht merken, weil sie sich so unauffällig verhalten. Ha, aber nicht so meine zwei Bälger ;-P
Rijt und Plooij sagen übrigens, dass besonders anspruchsvolle Kinder hochbegabt sein können. "Es hat sich herausgestellt, dass hoch begabte Kinder als Babys oft weinerlicher und fordernder gewesen sind" (S. 82). Ach so, aha. Na wir werden sehen.
Bei beiden Kindern zeigte sich der Schub also insbesondere darin, dass sie an der Brust schlecht tranken, sie anschrien und sogar verweigerten. Dass das Baby nun allmählich erkennt, dass diese leckere Milch nicht quasi intravenös verfügbar ist, sondern an einer anderen Person hängt, macht dieses Verhalten wohl verständlich.

Ich bin gespannt, wie sich unser Wölkchen weiter entwickeln wird. Und ich hoffe inständig, dass nach den nun fast überstandenen drei Monaten etwas mehr Ruhe einkehrt?! Zumindest die nächsten sieben Wochen, bis der nächste Schub heranrollt.

Eure Wiebke  

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