Ich bin zu rational für diese irrationale Scheiße

Jetzt sitze ich da. Die Sonne geht allmählich auf. Seit zwei Stunden bin ich wach und Wölkchen ist ENDLICH wieder eingeschlafen - an meiner Brust. Ich sitze im Bett und traue mich nicht mich zu bewegen. Die letzten zwei Stunden habe ich versucht sie wieder zum Schlafen zu bewegen. Auch nachts hatten wir bereits das selbe Theater. Ihre Nase rasselte beim Atmen, das machte sie wieder munter. Und dann war sie völlig fassungslos. Warum weiß ich nicht. Und immer, wenn ich sie von mir ablöste und ihr den Nuckel in den Mund schieben wollte, schrie sie los. Oder wenn das klappte, heulte sie beim Ablegen auf. Dabei habe ich sie schon direkt neben mich gelegt, damit wir ganz eng miteinander kuscheln können. Am Ende wollte sie auch meine Brust nicht mehr und schrie nur noch aufgelöster. Irgendwann nahm sie sie dann doch, und da sitze ich nun, lasse sie schlafen, damit sie ja nicht wieder anfängt zu schreien.


Die gute Logik

So hatte ich es nicht geplant. Überhaupt ist das mit der Planung so eine Sache. Ich liebe es zu planen, denn ich bin gerne vorbereitet. Ich mag logische Abläufe, weil ich gerne bereits im Voraus weiß, was als Nächstes passieren wird. Alles läuft in seinen Bahnen. Etwas stimmt nicht, dann reagiert man entsprechend, und schon ist wieder alles im Lot. Eine logische, kausale Abfolge. Wenn - dann. So argumentiere ich auch mit Wirbelwind im Alltag und es funktioniert meist sehr gut. "Bleib bitte an meiner Hand, wenn wir über den Parkplatz laufen. Sonst können Dich die Autos nicht sehen und fahren dich um. Dann bist du kaputt und musst ins Krankenhaus." Oder so ähnlich.


Babys sind irrational

Logik ist was Feines. Aber Babys haben es nicht so mit Logik. Oder ich bin zu blöd die Kausalzusammenhänge zu verstehen. Das Baby ist müde, also wird es ins Bett gelegt und schläft? Das Baby hat Hunger, also bekommt es etwas zu essen oder zu trinken? Das Baby ist gelangweilt, also wird es bespaßt? Ha, denkste! Da hast du ein Baby vor dir liegen, das offensichtlich müde ist, und einfach nicht schlafen möchte. Selbst mit den gängigen Einschlafsignalen, die inzwischen etabliert sind (Lied singen, Nuckel geben, Kuscheltuch, Kopf streicheln) funktioniert nichts. Sie brüllt einfach nur. Doch Hunger hat sie auch nicht, sonst würde sie etwas trinken. Aber auch das tut sie nicht. Wenn sie sich doch mal auf mich einlässt, dann werden sofort die Augen geschlossen. Nähe allein fehlt ihr auch nicht, die bekommt sie von mir zu Genüge. Blieben noch die Zähne. Dagegen kann ich nicht viel machen. Nur hoffen, dass es besser wird. Über diese Ohnmacht, habe ich bereits letztens gebloggt. Damals war es aber klar, dass sie einfach maßlos überladen war von den Eindrücken. Aber nun? Ich hasse es nichts tun zu können. Ich hätte gerne gegen alles ein Heilmittel. Eines, das auch wirklich funktioniert. Das Baby weint? Einmal Anti-Wein-Creme auftragen, und schon geht es dem Baby wieder gut. Wenn es doch so einfach wäre. 

Wer ist hier irrational?

Für mich sind sie einfach nur irrational, diese Babys. Irgendwie sprechen wir nicht die gleiche Sprache. "Hör auf dein Herz", "Lass dein Bauchgefühl entscheiden", mögen jetzt andere sagen. Aber das ist eben nicht so leicht. Gefühlskontrolle nennt man das wohl, das mir in vielen Dingen den A... rettet, weil ich mich zurückziehen und beherrschen kann, wenn andere bereits losgeifern. Doch genau das hemmt mich im Umgang mit meinem Baby. Meine rationalen Vorstellungen darüber, wie etwas zu funktionieren hat und damit einhergehend eben auch der Sieg von Verstand über Herz. Hätte ich sie einfach von Beginn an an mir nuckeln und einschlafen lassen, dann wäre sie doch gar nicht erst so ausgerastet, oder? Dann wäre sie friedlich eingeschlummert. Aber an genau diesem Punkt waren wir eben schon mal, vor meinem "Plan", das Einschlafstillen abzuschaffen. Ja, der Plan. "Sie ist nun fast sieben Monate alt, da muss sie es doch kapieren!", erwische ich mich allzu oft sagen. Bislang hatte es auch wirklich gut geklappt. Stillen, abdocken, Nuckel geben, hinlegen und sie schlief mal mehr oder weniger schnell, aber ohne zu meckern ein. Alles prima. Alles gut. Plan erfüllt. Und nun so etwas. Jetzt tanzt sie aus der Reihe, ist wieder so "irrational". Und indem ich an meinem Plan festhielt, verschlimmerte ich nur die Sache, anstatt anzuerkennen, dass es ihr gerade schlecht geht und sie meine komplette Nähe braucht. Nicht nur Körperkontakt, sondern auch "Spezialnuckel". Und selbst jetzt, wo ich diese Worte schreibe denke ich: Aber morgen lasse ich das nicht wieder zu. Ich will ja nicht, dass es wieder einbricht, dass ich mit der Abgewöhnung des Einschlafstillens wieder von Vorne beginnen muss. 

Und dann denke ich: wer verhält sich hier eigentlich irrational?
 

Eure Wiebke 

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